MESSERBAU


 Über Messer kann man ganze Bücher schreiben, ohne diesem komplexen Thema gerecht werden zu können. So will ich mich an dieser Stelle auch möglichst kurz halten und auf die Beschreibung der wichtigsten Punkte meiner Messerherstellung beschränken. Der interessierte Leser findet in der einschlägigen Literatur und im Internet genug Angebote um sein Wissen zu vertiefen.

 Einer der großen Vorteile handgefertigter Messer ist, dass jedes Messer ein Unikat ist.
Ich gehe sehr gerne auf individuelle Wünsche ein und versuche diese umzusetzen.


Herstellung

Die Herstellung eines Messers erfolgt bei mir grundsätzlich in folgenden Schritten:

  1. Auswahl der Messerform, des Klingenstahls und des Griffmaterials
  2. Kauf des Stahls als Flachmaterial und des Griffmaterials als Block oder Schalen
  3. Anfertigung einer Schablone der Klinge aus Aluminiumblech
  4. Kontur der Klinge schleifen
  5. Schneidengeometrie vorschleifen
  6. Klinge ausschleifen und mit Logo versehen
  7. Handgriff fertigen und an die Angel anpassen
  8. Klinge zum Härten versenden
  9. Klinge und Griff mit dem Endfinish versehen (bei Damast-Stahl zusätzliches ätzen)
  10. Klinge mit dem Griff verbinden
  11. Bei Bedarf:  Herstellen einer Messerscheide
  12. Schneide schärfen


Klingenstahl

 Es gibt viele und gute Klingenstähle auf dem Markt. Ob es nun "rostender" oder "rostträger" Stahl, pulvermetallurgisch hergestellter Stahl oder Damast-Stahl sein soll. Die Auswahl ist groß und für den Unkundigen entsprechend schwierig.
 Wer auf höchste Schärfe Wert legt, der sollte sich überlegen, ob er nicht einen rostenden Stahl für sein Messer wählt, da diese in Punkto Schärfe immer noch unübertroffen sind.
Ich habe kaum Stahl vorrätig und kaufe diesen auftragsbezogen, als Flachstahl in den gewünschten Abmessungen.
Für Unentschlossene habe ich noch eine Empfehlung und das ist SB1 (SB1+) bzw. NIOLOX. Hierbei handelt es sich um einen, im Hochofen erschmolzenen Stahl mit hervorragenden Allround-Eigenschaften:

  1. gutes Preis-Leistungsverhältnis
  2. gute Rostbeständigkeit
  3. hohe Härte, bis zu 61 HRC, bei guter Zähigkeit
    (das bedeutet eine lange Schnitthaltigkeit bei geringer Gefahr das die Schneide ausbricht)
  4. feines Gefüge und, für einen rostträgen Stahl,  eine erstaunlich hohe Schärfe
  5. dünn ausschleifbar für feine Schneiden, oder dick für robuste Schneiden
  6. gute Bearbeitbarkeit
  7. gute Polierbarkeit

Wer auf die interessante Struktur und Zeichnung eines Damast-Stahles verzichten kann, macht mit diesem Stahl nichts falsch.


Damast-Stahl (Schweißverbundstahl)

 Als Damast bezeichnet man einen Stahl, der aus mindestens 2 unterschiedlichen Stählen feuerverschweißt wurde, die sich beim ätzen hell und dunkel färben. Durch mehrfaches Falten des ausgeschmiedeten Packetes entstehen immer mehr Lagen. Diese Lagen können zu verschiedenen Mustern ausgeschmiedet werden. Die Muster werden nach dem Anschliff der Klinge durch ätzen sichtbar gemacht.
 Früher war es damit möglich einen qualitativ besseren Stahl herzustellen als die Stähle, die man zum schmieden verwendete, da durch den Schmiedeprozess die Verunreinigungen aus dem Stahl getrieben wurden. Mit den heuten Fertigungsverfahren ist das nicht mehr so, da Stähle mit höchstem Reinheitsgrad direkt hergestellt werden können. Somit besticht ein Damaststahl-Messer heutzutage hauptsächlich durch seinen ästetischen Wert.
 Konnten früher nur rostende Stähl feuerverschweißt werden, ist dies mittlererweile auch bei rostträgen Stählen möglich. Zusätzlich werden auch pulvermetallurgisch hergestellte Damaststähle angeboten. Ein Messer aus Damast-Stahl ist immer ein Blickfang. Der aufwendige Herstellungsprozess des Stahls hat allerdings seinen Preis und der liegt ca. 10mal so hoch wie ein vergleichbarer "Mono"-Stahl.
 Damast-Stahl sollte man nur bei renomierten Herstellern oder Händlern kaufen, da die Qualität sehr stark von der Erfahrung des Schmiedes und der Sorgfalt bei der Herstellung abhängt.


Griffmaterial

 Genauso wie bei den Klingenstählen gibt es auch bei den Griffmaterialien eine riesige Auswahl. So kann man sich entscheiden zwischen einheimischen oder tropischen Holzarten, Horn, Knochen oder Micarta und anderen Kunstharzmaterialien. Bei Küchenmessern kann eine Hornzwinge und bei Jagdmessern ein metallischer Handschutz angebracht werden.
Ich habe immer eine kleine Auswahl verschiedener Materialien vorrätig.
An dieser Stelle fällt es mir schwer eine klare Empfehlung auszusprechen. Für mich wirkt ein Naturholzgriff immer wertiger als ein Kunststoffgriff, allerdings benötigt Holz eine gewisse Pflege. Wem das zu aufwendig ist, der sollte lieber auf ein unempfindliches Material zurückgreifen.


Härten

 Bei den hauptsächlich verwendeten, hochlegierten Stählen, müssen die einzelnen Prozesszeiten und -temperaturen bei der Wärmebehandlung sehr genau eingehalten werden, um ein optimales Ergebnis zu erhalten. Entsprechende Ausrüstung ist sehr hochpreisig und bei mir nicht vorhanden. Daher härte ich meine Klingen auch nicht selber, sondern versende diese an eine Fachwerkstatt. Das bedeutet zwar einen gewissen Zeitaufwand, aber dadurch läßt sich eine gleichbleibend gute Qualität erreichen. Nur durch eine, auf den jeweiligen Stahl perfekt abgestimmte Wärmebehandlung, lässt sich das Optimum herausholen.

 Hinweis: Beim Härten wird der Stahl sehr stark verspannt und es kann in seltenen Fällen zu Rissen, Ausbrüchen oder Wellen an der Schneide kommen. Normalerweise sind diese so klein das sie verschliffen werden können, allerdings wird die Klingengeometrie dadurch geändert.


Messerscheide

 Die Messerscheide kann ich aus Leder, Kydex oder Holz fertigen.  Wobei Holz normalerweise nur dem Schutz von Küchenmessern dient. Für eine Holzscheide verwende ich Buchensperrholz geölt. Bei Bedarf kann dieses auch lackiert oder gebeizt werden. Leder und Kydex werden dagegen meistens als Gürteltaschen mit Halteschlaufe oder Halteclip gefertigt. Als Leder benutze ich 3-4mm starkes, vegetabil gegerbtes Rindsleder, welches auch mit einer Punzierung versehen werden kann.


Zeitlicher Aufwand

 Der zeitliche Rahmen für die Fertigung eines Messers beträgt je nach Ausführung zwischen 8 und 15 Wochen. Wobei allein 4 Wochen für das Härten anzusetzen sind.


KOCHMESSER

Link zur Bauweise von Messern

Meine bevorzugte Bauweise sind Kochmesser mit Steckangel.

 Die Klinge wird von mir normalerweise aus einem 3 oder 4mm dicken Flachstahl herausgearbeitet. Dabei hat sich ein Richtwert von 21cm als Klingenlänge für ein Kochmesser bewährt. Länge und Form können natürlich  individuell angepasst werden.
 Auch das Material und die Form des Griffes wird nach dem persönlichen Geschmack des Kunden ausgewählt und gestaltet.
  Das Ziel ist ein leichtes, handliches, gut ausbalanciertes Messer, mit dem man ausdauernd arbeiten kann.


JAGDMESSER

Link zur Bauweise von Messern

Meine bevorzugte Bauweise sind Jagdmesser mit Flachangel.

 Bei den Jagdmessern sind die Formen und Größen noch vielseitiger als bei den Kochmessern. Hinzu kommt, dass auch der Preis durch unterschiedliche Verzierungen wie einem Handschutz aus Metall, Feilarbeiten am Klingenrücken, Mosaikpins zur Befestigung der Griffschalen oder Fibereinlagen, sehr stark variieren kann.
 Hilfreich ist es, wenn bereits ein Messer vorhanden ist, dessen Form sich bewährt hat und das mit besseren Materialien oder leichten Veränderungen nachgebaut werden soll.
 Lassen Sie sich beraten und ein individuelles Angebot von mir erstellen.



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